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Wettbewerbsfeindliches Uber-Verbot

17 Sept

Das Landgericht Frankfurt hat am 18. März 2015 den Mitfahrdienst UberPOP deutschlandweit verboten. In einer Grundsatzentscheidung hat das Gericht untersagt, Personenfahrten an Fahrer ohne entsprechende Genehmigung zu vermitteln. Das Verbot ist in hohem Maße wettbewerbs- und verbraucherfeindlich, reflektiert jedoch die nicht mehr zeitgemäße Regulierung des Taximarktes in Deutschland. Der Unsinn einer Ortskundeprüfung in Zeiten, in denen jeder Fahrer und fast jeder Fahrgast ein Navigationsprogramm auf seinem Smartphone hat, dürfte offenkundig sein. Auch die vielerorts vorhandene Begrenzung der Taxilizenzen ist nicht mehr sinnvoll. Früher war die Investition in ein Taxi relativ kostspielig und konnte durch die begrenzten Lizenzen abgesichert werden. Heute sorgt die Begrenzung der Taxilizenzen nur noch für eine Marktabschottung und dafür, dass Lizenzen schwarz gehandelt werden, oftmals zu fünfstelligen Euro-Beträgen.

Für die Lizenzinhaber wirft das Taxigeschäft nach wie vor hohe Gewinne ab. Das liegt zum einen an den staatlich regulierten Festpreisen. Diente die Preisregulierung früher dem Schutz der Verbraucher, nutzt sie heute vor allem den Taxiunternehmen, weil der Preiswettbewerb unterbunden wird. Dabei könnten über Apps die Preise genauso einfach verglichen werden wie beim Friseur oder Pizza-Dienst. Wenn überhaupt mögen Höchstpreise noch sinnvoll sein, nicht aber Festpreise. Das Verbot, durch Rabatte oder Sonderangebote günstiger zu sein als andere Anbieter, ist wettbewerbs- und verbraucherfeindlich. Zum anderen resultieren die Gewinne der Taxiunternehmen aus der relativ geringen Bezahlung der Taxifahrer. Taxifahren ist ein typischer Job für Studienabbrecher, Migranten und andere Quereinsteiger, da der Beruf keine Ausbildung und kaum Startkapital erfordert. Die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt ist daher intensiv und die Entlohnung gering, ganz unabhängig von der Digitalisierung.

Die weitgehend monopolistisch organisierten Taxizentralen haben die Digitalisierung fast verschlafen – bis neue Anbieter wie MyTaxi oder Uber in den Markt eingetreten sind. Diese Plattformen ermöglichen es den Fahrgästen nicht nur, direkt das nächste verfügbare Taxi mit der jeweiligen App zu bestellen. Sie ermöglichen es den Kunden auch, die Fahrer zu bewerten. Dasselbe gilt umgekehrt für die Fahrgäste, die etwa bei Uber von den Fahrern bewertet werden. Die Registrierung von Fahrern und Fahrgästen erhöht für beide die Sicherheit.

Der Staat ist gefordert, die Sinnhaftigkeit bestehender Regelungen zu überprüfen. Im Bereich der Personenbeförderung ist dies komplett gescheitert. Die Stellungnahme der Bundesregierung zum letzten Hauptgutachten der Monopolkommission verheißt hier wenig Gutes: Weiter so wie bisher, heißt das Motto im Wesentlichen. Die Taxiregulierung in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf, hätte man in Anlehnung an ein berühmtes Zitat auch schreiben können.

Eine Liberalisierung des Taximarktes bedeutet nicht, dass nicht ein Mindestmaß an Regulierung sinnvoll sein kann: Zu denken ist an Anforderungen sowohl an die eingesetzten Pkw als auch an die Fahrer, etwa hinsichtlich des gesundheitlichen Zustands, Vorstrafen und Punkten in der Verkehrssünderdatei. Auch über Versicherungspflichten sollte nachgedacht werden, sobald ein gewisses Ausmaß an Personenbeförderungen erreicht wird. Ein pauschales Verbot jedoch, das letztlich vor allem den Verbrauchern schadet und den Taxifahrern selbst kaum hilft, wohl aber den etablierten Taxiunternehmen, ist die denkbar schlechteste Antwort auf die Digitalisierung. Auch hier droht Deutschland den Anschluss zu verlieren.

Eine detaillierte Analyse der möglichen Verbrauchervorteile findet sich in unsere Studie „Chancen der Digitalisierung auf Märkten für urbane Mobilität: Das Beispiel Uber“

 

Wettbewerb in Zeiten der Energiewende, Verein für Socialpolitik, Ökonomen-Ranking, Spritpreis-Navi – Vorfreude auf eine spannende Woche :-)

1 Sept

Die kommende Woche wird (für mich) spannend, aus vielerlei Gründen:

Erstens wird die Monopolkommission am Donnerstag um 11.00 Uhr ihr aktuelles Sondergutachten zu „Strom und Gas 2013: Wettbewerb in Zeiten der Energiewende“ vorstellen. Daniel Wetzel hatte in der WELT hatte schon vor einiger Zeit darauf hingewiesen (hier) und DER SPIEGEL nutzt das Gutachten auch gleich mit als Aufmacher auf dem Titel (Vorabmeldung hier). Gerade rechtzeitig dazu ist auch das von Jürgen Kühling, Carolin Klein und mir verfasste Buch über „Die Marktintegration der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien“ aus der Druckerei gekommen (hier zu sehen). In dem Buch, das auf unserem Gutachten für den Freistaat Sachsen basiert, legen wir die Grundzüge eines Quotenmodells nach schwedischem Vorbild ausführlich dar. Am Dienstag kann darf ich bereits in einer Keynote auf der EWI/FAZ Energietagung in Köln über das Modell reden und diskutieren.

Bei der Vorstellung des Sondergutachtens der Monopolkommission kann ich leider nicht dabei sein, denn zeitgleich haben wie die Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik bei uns in Düsseldorf, zum ersten Mal in der 140-jährigen Geschichte des Vereins, mein zweiter Grund zur Freude. Der Verein für Socialpolitik ist die größte  Vereinigung von Ökonomen in Deutschland, wir erwarten fast 1000 Gäste, um über Wettbewerbspolitik und Regulierung in einer globalen Wirtschaftsordnungs zu sprechen. Ich freue mich auf die hochkarätigen Keynote Speaker, aber auch über unsere eigenes DICE-Panel über „Wettbewerb über Internet Plattformen“ am Freitag abend, an dem Vertreter von Google, der Deutschen Telekom, dem Bundeskartellamt sowie Wissenschaftler aus Recht und Ökonomie teilnehmen werden (und das ich moderieren darf).

Drittens wird am Montag (also morgen) das Handelsblatt Ranking VWL 2013 publiziert, auf das viele Ökonomen stets mit Spannung warten. Als kleine Fakultät haben wir es da in Düsseldorf arg schwer uns zu platzieren, zumal da wir just vor dem Stichtag 1.7.2013 einige Abgänge zu einem (für das Ranking) ungünstigen Zeitpunkt hatten. Es wird in dieser Woche im Übrigen auch noch ein zweites Ökonomen-Ranking geben, das am Mittwoch abend auf dem Empfang des DICE kurz vorgestellt werden wird – mehr kann ich dazu jedoch noch nicht verraten.

Viertens freue ich mich, weil ich in der nächsten Woche zwei Top-Neuzugänge für die VWL in Düsseldorf bekanntgeben darf, auch dazu mehr am Mittwoch beim Empfang des DICE.

Und fünftens freue ich mich, weil die Spritpreis-App (mit Echtzeit-Preisdaten) nun tatsächlich Realität wird (Vorbericht dazu z. B. hier). Es ist einem ja nicht so oft vergönnt, dass Ideen aufgenommen und auch umgesetzt werden (obwohl unser langjähriges immer wieder wiederholtes Plädoyer in der Monopolkommission für die Liberalisierung des Buslinienfernverkehrs ja auch irgendwann gefruchtet hat und nach fast 100 Jahren jetzt sogar das Branntweinmonopol endlich abgeschafft wird).

Die nächste Woche wird also spannend, auch wenn die letzte Woche sogar noch viel spannender war, aber aus ganz privaten Gründen.

Sollte Google nach dem Vorbild des öffentlich-rechtlichen Rundfunks umgestaltet werden?

19 Aug

Was mir wie eine Satire vorkommt , scheint ernster zu sein, als ich selbst glauben würde. Aber der Reihe nach:

Zwei Meldungen über Google fand ich in der letzten Woche sehr interessant. Das war zum einen die Pressemeldung über die interdisziplinäre Studie meiner Mainzer Kollegin Birgit Stark (Publizistik) und der Kollegen Dieter Dörr (Jura) und Stefan Aufenanger (Pädagogik) über die Googleisierung der Welt. Die Studie habe ich leider bisher nicht finden können, nur die Pressemeldung über die Studie und eine Kurzzusammenfassung für irgendein Management, leider. Die Befunde haben mich nur mäßig überrascht. Dass etwa viele „die Google-Internetsuche weitgehend unkritisch [nutzen] und (…) nur wenig darüber [wissen], wie Trefferlisten zustande kommen“, hätte ich auch erwartet. Das gilt vermutlich auch für Nachrichten und Presseerzeugnisse und Medienprodukte allgemein . Die meisten Leserinnen und Leser werden nicht genau wissen, wie Beiträge und Meldungen in der Zeitung ausgesucht werden, warum was bei der Tagesschau in welcher Reihe vorgelesen werden, und warum anderes, z. B. bei der taz nicht vermeldet wird (wenn nicht gerade Stefan Niggemeier darüber berichtet ;-). Überrascht haben mich aber die Forderungen, die Stark, Dürr und Auenanger aus der Studie ableiten. Diese Empfehlungen erscheinen einerseits hochgradig interventionistisch, andererseits aber auch etwas naiv. Dazu nur ein Beispiel:

Eine Forderung ist, dass „Suchmaschinenbetreiber keinen Einfluss auf das Ranking von Suchergebnissen nehmen“ dürfen. Wenn das wörtlich gemeint sein sollte, ist es natürlich kompletter Unsinn, da ja gerade der Sinn von Suchmaschinen darin besteht, Trefferlisten zu ordnen, in der Regel durch ausgeklügelte Suchalgorithmen. Jeder Suchmaschinenbetreiber muss also Einfluss auf das Ranking von Suchergebnissen nehmen – eine rein zufällige Anordnung der Treffer wäre für die meisten Nutzer ebenso wertlos als wenn in der Tagesschau eine rein zufällige Auswahl von Pressemeldungen verlesen würde. Gemeint ist vermutlich die Debatte um den sog. „Search Bias“, also die bewusste Verzerrung von Ergebnislisten mit dem Ziel, eigene Produkte (wie Google Maps, Youtube etc.) zu bervorzugen und andere zu benachteiligen. Dies ist ja auch der Kern der Wettbewerbsverfahren gegen Google und – wie sich zeigt – erstens nicht gerade trivial festzustellen, weil es in der Natur des Wettbewerbs zwischen Suchmaschinen liegt, den Algorithmus permanent zu verberssern und somit auch zu verändern. Und zweitens ist eine staatliche Genehmigung oder Kontrolle aller Änderungen des Suchalgorithmus (am besten gleich in China) eine ziemliche Horrorvorstellung – ich arbeite an einer staatlichen Universität und weiß nur zu gut wie Behörden funktionieren….dezidierte (unzensierte 😉 Ausführungen meinerseits finden sich dazu übrigens in diesem (mit C. Kehder verfassten) Arbeitspapier. Eine permanente behördliche Kontrolle (in jedem Land? Bundesland?) halte ich hier für absolut abwegig ,weil faktisch unmöglich. Zugleich wäre es faktisch Zensur.

Einige, wie ich finde sehr lesenswerte, Gedanken hat sich auch Claus Hesseling in seinem Blog-Beitrag gemacht: Uni-Profs fordern eine Bundesanstalt für Suchmaschinen-Ranking-Kontrolle (BfSRK) – ich übrigens nicht 😉 Ein sehr gelungener Kommentar aus meiner Sicht!

Die zweite interessante Meldung zu Google ist schon mehr als eine Woche alt, aber ich habe sie gerade erst entdeckt. Die tolle interaktive Grafik vom Economist über die rasanten Marktanteilsgewinne von Google Chrome weltweit. 2008 war von Google Chrome noch nichts zu sehen, mittlerweile ist der weltweite Marktanteil deutlich über 40 Prozent und insbesondere der Microsoft Explorer im freien Fall (und Netscape nicht mehr sichtbar). Deutschland, Polen, Indonesien, Myanmar und die Mongolei (eine interessante Gruppierung) sind wohl die einzigen  echten Bastionen von Mozilla Firefox – dort jeweils seit 2008 Marktführer. Daher habe ich den Siegeszug von Google Chrome hier in Deutschland wohl auch gar nicht so bemerkt, in jedem Fall auch wettbewerbsökonomisch eine spannende Entwicklung.

Nachtrag (21.08.2013): Mein mit Ulrich Heimeshoff verfasster Beitrag „Google, Facebook, Amazon, eBay: Is the Internet driving competition or market monopolization?“ is nun in International Economics and Economic Policy erschienen (nicht mehr ganz aktuelle Preprint-Version hier).

„Hier entstehen Kollateralschäden, über die man einfach hinweg stampft“

8 Aug

Gunnar Sohn hat unsere Diskussion von gestern abend im Bloggercamp über das kommunale Monopoly in der Abfallwirtschaft zusammengefasst.

ichsagmal.com

Gut ein Jahr nach dem in Kraft treten des neuen Kreislaufwirtschaftsgesetzes zieht Professor Justus Haucap, Mitglied der Monopolkommission, eine niederschmetternde Bilanz. So könne das privatwirtschaftliche Recycling untersagt werden, wenn es nicht wesentlich leistungsfähiger ist, als die Angebote der Kommunen. Hier werde das Prinzip der freiheitlichen Ordnung auf den Kopf gestellt. Nach dem Grundsatz der Berufsfreiheit sollte sich jeder wirtschaftlich betätigen können.

„Das gilt beim Recycling nicht mehr. Jetzt müssen Unternehmen nachweisen, dass sie es besser können als eine Kommune, die das mit Hilfe von Steuergeldern macht“, sagt Haucap, Direktor des Instituts für Wettbewerbsökonomie der Universität Düsseldorf, im Interview mit Bloggercamp.tv.

Solche Beschränkungen gebe es eigentlich nur dort, wo es um Leib und Leben geht. In der Recyclingwirtschaft liege die Motivation der Kommunen aber anders:

„Es soll mehr Geld in die Kasse kommen.“

Mit dem sehr schwammigen Begriff der höheren Leistungsfähigkeit bewege man sich in einer Grauzone.

„Das öffnet den Kommunen…

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Kommunale Monopole sind gute Monopole, die keinerlei Aufsicht bedürfen

5 Jun

Haha – ok, die Überschrift ist natürlich ein Witz. Genau das scheinen sich jedoch viele Politiker zu denken: Wenn die Monopolgewinne aus überhöhten Verbraucherpreisen bei uns landen, dann ist das ok. Wenn sie bei anderen landen, ist das schlecht. Ein Monopol für mich ist super, für andere aber ist das schlecht, denn Geld verdirbt ja den Charakter.

Nicht viel anders lässt sich erklären, warum heute im Vermittlungsausschuss beschlossen werden soll, kommunale Wasserversorger – wenn sie als kommunale Eigenbetriebe organisiert sind – komplett von der Missbrauchsaufsicht durch die Kartellbehörden auszunehmen. Ist ein kommunaler Wasserversorger privatrechtlich organisiert (z. B. als kommunale GmbH), so können die Kartellbehörden nach wie vor die Preise kontrollieren. Wird das Wasserentgelt jedoch nicht als Preis erhoben, sondern vom kommunalen Eigenbetrieb als Gebühr „verkleidet“, so soll es keinerlei Eingriffsmöglichkeiten für die Kartellbehörden geben. So kann man die Re-Kommunalisierung auch befördern, indem man Monopolgewinne unkontrolliert freistellt – der Staat als gefräßiger  Leviathan, der sich der Kontrolle entzieht, na prima.

Die Lobbyisten der kommunalen Wasserwirtschaft verweisen dann oft auf die indirekte Kontrolle der Gebühren durch Kommunalwahlen und die Kommunalaufsicht. Dies ist allerdings eher ein Witz als eine effektive Aufsicht von Monopolpreisen, wie die langjährige Erfahrung lehrt.

Monopolgewinne versuchen sich die Kommunen auch in der Recyclingwirtschaft zu sichern, indem sie sich vor Wettbewerb schützen. Darüber habe ich mich schon im letzten Jahr in der Zeitschrift Trend (ok, nicht gerade ein Massenmedium) ausgelassen. Heute abend spreche ich darüber mit Gunnar Sohn im Bloggercamp um 18.30 Uhr hier.

Als Einführung ist hier mein Beitrag zu Trend aus dem letzten Jahr, mit dem ich auf die Frage antworten sollte, ob das deutsche Kreislaufwirtschaftsgesetz wegweisend für Europa sei:

„Der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat hat sich am 8. Februar 2012 nach zähem Ringen auf letzte Änderungen am Entwurf des Kreislaufwirtschaftsgesetzes verständigt. Aus ordnungspolitischer Sicht sowie aus Wettbewerbs-und Verbraucherperspektive weist das Gesetz jedoch ganz sicher nicht den richtigen Weg für Europa. Das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz ist vielmehr sowohl ordnungspolitisch als auch umweltpolitisch ein Rückschritt. Anstatt Rahmenbedingungen für eine weitere Entwicklung Deutschlands als Recyclingstandort zu schaffen, werden im Wesentlichen kommunale Monopole abgesichert, um den Kommunen in Zeiten leerer Kassen Monopolgewinne zu garantieren.

Das Gesetz wird vor allem die Position der kommunalen Entsorgungswirtschaft stärken und diese weitgehend vor privater Konkurrenz schützen. Privaten Unternehmen soll nach dem Gesetz nur dann eine Lizenz zum Wertstoffsammeln erteilt werden, wenn diese „wesentlich leistungsfähiger“ als die kommunale Konkurrenz sind. Der Bundesrat hatte eine Regelung, die eine Lizenzvergabe an private Entsorgungsträger auch im Falle der Gleichwertigkeit der Sammelleistung ermöglicht hätte, leider blockiert. Durch die nun geplante Regelung wird faktisch verhindert, dass ein privates Entsorgungsunternehmen gegen den Willen einer Kommune Wertstoffe sammeln und Recycling betreiben kann.

Fairer Wettbewerb sieht anders aus. Dabei wäre chancengleicher Wettbewerb nicht nur notwendig, um die Bürgerinnen und Bürger zu entlasten und überhöhte Müllgebühren zu vermeiden, sondern auch um Innovationspotenziale freizusetzen und die Entwicklung eines privaten Wirtschaftszweiges zu ermöglichen, der auch international in diesem Wachstumsmarkt konkurrenzfähig sein könnte. Besonders innovativ sind nämlich vor allem private Unternehmen, nicht aber kommunale Betriebe ohne Wettbewerbsdruck. Für letztere besteht mangels Wettbewerbs kaum ein Anlass mehr, ihre Abfall- und Wertstoffsammelsysteme zu verbessern. Das Gesetz wird daher eine effiziente Sekundärrohstoffgewinnung in Deutschland effektiv verhindern.

Mehrere Verbände wie z.B. Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser und Rohstoffwirtschaft (BDE) und der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) haben bereits angekündigt, unmittelbar nach Inkrafttreten des Kreislaufwirtschaftsgesetzes Beschwerde bei der EU-Kommission einzulegen. Auch EU-Umweltkommissar Janez Potocnik hatte im Januar seine Bedenken geäußert. Der richtige Weg für Europa ist der deutsche Weg also ganz sicher nicht.“

Schornsteinfeger spielen wohl immer noch Monopoly

28 Mai

Gunnar Sohn hat einen guten Eintrag dazu, dass der Wettbewerb bei Schornsteinfegern nur langsam in Gang kommt. Zum Glück sind die Verbraucherzentralen da aber auch schon aktiv bei der Aufklärung.

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Eher Glückspilz als Glücksbringer

Das Kaminkehrermonopol ist bekanntlich zum 1. Januar gefallen. Als Kunde (also Hauseigentümer oder Hausbesitzer) kann ich jetzt selbst entscheiden, wer bei mir die gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben bei der Überprüfung meiner Heizungsanlage vornimmt.

„Bisher mussten Hausbesitzer denjenigen schwarzen Mann ins Haus lassen, den das Amt für sie bestellt hatte: denn seit 77 Jahren hat die Regierung mit der Aufteilung der Kehrbezirke den Schornsteinfegern ihre Kundschaft förmlich zugeschanzt. 8000 registrierte Bezirksmeister teilten das Bundesgebiet unter sich auf“, so die FAZ. Das entsprach in den Augen der Europäischen Union nicht den Regeln eines freizügigen Marktes, weswegen sie der Bundesrepublik diese Praxis untersagte.

So sieht jedenfalls die Theorie aus.

Der „bevollmächtigte Bezirksschornsteinfeger“ für Bonn-Duisdorf agiert aber nach wie vor so, wie in den Jahrzehnten davor. Im Briefkasten findet sich eine Benachrichtigungskarte mit einem Termin(Vorschlag) – mehr nicht. So stand der Mann vor meiner Tür und wollte die Prüfung meiner Gas-Heizung vornehmen. Länger als…

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Wissenschaftlich bewiesen: Angela Merkel ist nicht schuld an Cascadas Misserfolg

20 Mai

Was gibt es für einen Wettbewerbsökonomen Schöneres als einem echten Wettbewerb live zuzusehen, dachte ich mir und habe mir den Eurovision Song Contest (#ESC2013) am Sonnabend angesehen (wie auch in den Jahren zuvor). Mein muskialischer Favorit war ja der norwegische Beitrag von Margaret Berger, aber ihre Botschaft „I feed you my love“ hat mir insgesamt weniger gut gefallen als die griechischen Pogues aka Koza Mostra & Agathonas Iakovidis mit „Alcohol is Free“.

Das Interessante am ESC 2013 war aber weniger der Ausgang des Wettbewerbs als der anschließende Interpretationsversuch von ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber für das schlechte Abschneiden der deutschen Kandidatin Natalie Horler aka Cascada. „Ich will nicht sagen, 18 Punkte für Angela Merkel. Aber man muss eben auch sehen, da stand nicht nur Cascada, sondern da stand auch Deutschland auf der Bühne“, so Schreiber wörtlich (siehe z. B. auch stern.de, Spiegel Online oder der britische Telegraph, der Peter Uban mit einer ähnlichen Vermutung zitiert). Dass Angela Merkel und such Deutschland als solches sich in Europa nicht nur Freunde schaffen durch die Austeritäts-Politik und den Euro-Rettungskurs, ist wohl richtig. Dass sich dies aber in der Punktevergabe der 38 anderen Teilnehmerländer widerspiegelt und Natalie Horler stellvertretend für Angela Merkel abgestraft wurde, erscheint vielen Leuten doch zunächst recht bizarr (so z.B. auch dezidiert Spiegel Online).

In der Tat scheint das ein einfacher Blick auf die Länder zu zeigen, aus denen Natalie Horler Punkte bekommen hat (nette Grafik dazu hier). Neun Punkte kamen aus Euro-Ländern (sechs aus Österreich und drei aus Spanien – ok, vermutlich Mallorca) und neun aus Nicht-Euro-Ländern (fünf aus Israel, drei aus Albanien und einer aus der Schweiz). Überhaupt nahmen neben Deutschland nur 14 weitere Euro-Länder (inkl. San Marino) teil – Luxemburg, Portugal und die Slowakei waren nicht dabei, die große Mehrheit, nämlich 24 Teilnehmer, kam nicht aus Euro-Ländern. Dass die deutsche Austeriätspolitik in Weißrussland, Aserbaidschan oder auch Dänemark und Großbritannien die Stimmabgabe merklich beeinflusst haben soll, ist wohl eher (a) ein nett gemeinter, aber doch misslungener Trostversuch für Natalie Horler und vor allem (b) ein Ablenkungsmanöver von der eigenen Unfähigkeit in der ARD, ohne Stefan Raab vernünftige Titel auszuwählen.

Auch wenn die These der ARD, dass allen voran Angela Merkel schuld am schlechten Abschneiden von Cascada sei, recht dünn ist, so zeigt sich aber auch, dass gleichwohl nicht nur die Qualität von Musik und Auftritt entscheidend sind für das Abschneiden beim ESC. Eine ganze Reihe von Wissenschaftlern hat die Punktvergabe beim ESC inzwischen analysiert:

  • Schon 2005 hat Victor Ginsburgh (hier sein  Bing Bang Blog, auf Französisch) im Journal of Cultural Economics (Vol. 29, 2005, S. 1-17) einen Aufsatz über „Languages, Genes, and Cultures“ publiziert und gezeigt, dass die Punktevergabe beim ESC von kultureller und linguistischer Nähe abhängt (und nicht so gut durch einen „Stimmentausch“ erklärt werden kann).
  • In derselben Ausgabe des Journal of Cultural Economics (Vol. 29, 2005, S. 59-78) haben Marco Haan, Gerhard Dijkstra und Peter Dijkstra einen Aufsatz („Expert Judgment Versus Public Opinion – Evidence from the Eurovision Song Contest“), in dem sie zeigen, dass Expertenjurys in ihrem Urteil weniger durch diese anderen Faktoren beeinflusst werden als das Televoting durch die Zuschauer. Gleichwohl sind Jurys auch nicht völlig unbeeinflusst durch diese Faktoren.
  • Nicht  nur Ökonomen, auch Physiker befassen sich mit diesen enorm wichtigen Dingen: So hat ein in Oxford ansässiges Physikerteam aus Neil Johnson und Ko-Autoren 2006 in Physica A (Vol. 360, 2006, S. 576-598) eine Studie mit dem Titel „How does Europe Make Its Mind Up? Connections, Cliques, and Compatibility between Countries in the Eurovision Song Contest“  publiziert. Eines der Kernergebnisse ist „that the UK is remarkably compatible, or ‚in tune‘, with other European countries during the period of study [Anmerkung: 1992-2003]. Equally surprising is our finding that some other core countries, most notably France, are significantly ‚out of tune‘ with the rest of Europe during the same period.“
  • Ein zweites Forscherteam aus Oxford um S. Saavedra hat im Folgejahr gleich nachgelegt und wiederum in Physica A (Vol. 377, 2007, S. 672-688) eine weitere Studie dazu publiziert. Inhalt ist eine Analyse über (a) „structure and behaviour of a specific voting network using a dynamic structure-based methodology which draws on Q-Analysis and social network theory“, (b) „structures that may identify the winner based purely on the topology of the network“ und (c) „the dynamic behaviour exhibited by the network in order to understand the clustering of voting preferences and the relationship between local and global properties.“
  • Victor Ginsburgh hat sich (gemeinsam mit Abdul Noury) 2008 im European Journal of Political Economy (Vol. 24, 2008, S. 41-52) sich fast genau der ARD-Hypothese von Thomas Schreiber angenommen und untersucht, ob politische oder kulturelle Faktoren das Wahlverhalten beim ESC besser erklären können. Das Ergebnis der Studie mit dem Namen „The Eurovision Song Contest. Is Voting Political or Cultural?“ ist, dass die Stimmvergabe rein empirisch betrachtet besser durch Qualität des Titels, linguistische und kulturelle Nähe erklärt und prognostiziert werden kann als durch politische Konflikte und Freundschaften. Eine vorläufige (leider nicht die endgültig publizierte) Open Access-Version des Aufsatzes ist bei SSRN hier.
  • Zu etwas anderen Ergebnissen kommen allerdings L. Spierdijk und M. Vellekoop in ihrer 2009 in Empirical Economics publizierten Studie „The Structure of Bias in Peer Voting Systems: Lessons from the Eurovision Song Contest“, in der sie untersuchen, ob die Stimmenverteilung regional in verschiedene Länderclustern ähnlichen Mustern folgt. Ergebnis: „We establish strong evidence for voting bias in the song contest on the basis of geography, even after correction for culture, language, religion and ethnicity. However, these effects do generally not correspond to the usual accusations.“
  • Jetzt sind auch die Geographen interessiert: J.-F. Gleyze vom französischen „Institut Géographique National, Laboratoire COGIT“ hat dazu kürzlich in CyberGeo (Vol. 2011, 10. Januar 2011, S. 1-30)  eine Studie mit dem Titel „L’impact du voisinage géographique des pays dans l’attribution des votes au Concours Eurovision de la Chanson“ publiziert, die auch diverse Ländercluster bildet.
  • Interessant ist auch die von D.B. Verrier im letzten Jahr in Judgment and Decision Making (Vol. 7, 2012, S. 639-643) publizierte Studie über „Evidence for the Influence of the Mere-Exposure Effect on Voting in the Eurovision Song Contest“, die zeigt, dass selbst geringfügige Wiedererkennungseffekte eine Rolle spielen. Je mehr Zuschauer in einem Land ein Lied bereits im ESC-Halbfinale gesehen haben, desto besser schneidet es im Durchschnitt ab, selbst wenn man für alle anderen Einflussfaktoren kontrolliert.
  • Jetzt aber kommts: Eine brandneue und bisher noch nicht publizierte Studie von David García und Dorian Tanase (beide von der ETH Zürich) mit dem Titel „Measuring Cultural Dynamics Through the Eurovision Song Contest“ suggeriert, dass die Eurokrise das Abstimmverhalten doch verändert haben könnte und zu einer Spaltung Europas beitragen kann. In Nature wird das unter Anderem so zusammengefasst: „García and Tanase found that, among the 15 countries that have been members of the European Union since 1995, both the positive and negative biases were larger in 2010 and 2011 than before: In other words, opinions became more polarized. This period, the researchers point out, corresponds to a time of European economic turbulence due to debt, loans and austerity measures, especially in Greece, Spain, Portugal, Ireland and Italy. What’s more, those unfortunate countries seemed to cluster together in the network as if huddling for consolation — with the exception of Ireland, which joined a second cluster of less-affected countries. The researchers suggest that Eurovision voting might be reflecting feelings of tension and a breakdown of cohesion in the European Union.“

So ganz falsch ist die ARD bzw. Thomas Scheiber also vielleicht doch nicht mit ihrer Hypothese. Allerdings dürften die Effekte nur marginal sein und sie beziehen sich nur auf die EU-15-Staaten, die García und Tanase analysiert haben, nicht aber auf die Nicht-EU-Länder. Vielleicht sind also Cascada in der Tat ein paar Pünktchen verloren gegangen, aber selbst bei doppelter Punktzahl hätte es nur für Platz 19 gereicht. Die naheliegendste Erklärung ist manchmal auch die richtige: Der Titel war einfach zu langweilig, zu wenig witzig, zu wenig innovativ und zu harmlos.

Noch ein Wort zum Spieltag: Droht der Bundesliga eine Dominanz der Bayern?

12 Mai

Das war eine der Fragen, die wir am Mittwochabend auf der Podiumsdiskussion in Helmstedt mit Klaus Allofs diskutiert haben. Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Klaus Allofs war der Meinung, dass dem nicht so sei, da auch die Bayern Fehler machen würden. Ich war mir aus anderen Gründen weniger sicher, wie diese Fragen zu beantworten ist.

Natürlich sind die Bayern das finanzielle Schwergewicht der Liga – mit einem Umsatz von über 370 Mio. Euro und einem Spieleretat von 115 bis 125 Mio. Euro (gute allgemeine Übersicht dazu hier) liegen sie deutlich vor der Konkurrenz (im Detail hier). Dies wird sich in Zukunft auch kaum ändern. (Bei uns auf dem Land pflegte man wenig vornehm zu sagen: „Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen“, und das gilt auch hier, die Mittelverteilung durch die Champions League befördert das ganz besonders). Die Frage ist jedoch, ob das eine „Bedrohung“ ist.

In der sportökonomischen Literatur wird heftig darum gerungen, (a) wie wichtig die sportliche Ausgeglichenheit („competitive balance“) einer Liga dafür ist, dass der Wettbewerb auch für Zuschauer attraktiv ist, und (b) wie man „sportliche Ausgeglichenheit“ denn überhaupt messen soll. Ein Bauchgefühl sagt vielen sicherlich, dass die Ausgeglichenheit irgendwie wichtig ist. Und oftmals kommt dann noch der empirisch ziemlich wenig fundierte Satz hinterher, dass gerade die Bundesliga die ausgeglichenste Fußballliga in Europa sei. Das kann man ja erst einmal so behaupten, aber stimmt das auch? Woran soll ich das genau festmachen?

In den letzten 15 Jahren ist Bayern München neun Mal Deutscher Meister geworden, also in 60% aller Fälle, drei Mal immerhin Dortmund, und dann waren da noch Wolfsburg, Stuttgart und Bremen, alle je einmal. Wettbewerbsökonomisch ergibt das einen Konzentrationsgrad, gemessen durch den Herfindahl-Hirschman-Index (HHI), von 4133. (Nebenbei bemerkt war Albert Hirschman, einer der Namensgeber des HHI, ein toller Ökonom – hier der Nachruf im Economist -, nach dem eigentlich in Berlin eine Straße benannt werden sollte, was aber wohl nicht gehen wird, weil er ja keine Frau war  – OK, jetzt zurück zum Thema). In den letzten 20 Jahren waren die Bayern „nur“ elf Mal Meister, also „nur“ in 55 Prozent der Fälle, Dortmund dann fünf Mal (also 25 Prozent) und dann noch einmal Kaiserslautern zusätzlich. Der HHI sinkt dann immerhin auf 3750.

Im internationalen Quervergleich ist nur ManU ähnlich dominant wie die Bayern in Deutschland, mit ebenfalls 9 von 15 Titelgewinnen in den letzten 15 Jahren. Der 15-Jahres-HHI ist in England mit 4222 sogar noch leicht höher als in der Bundesliga. In Spanien beträgt der 5-Jahres-HHI 3511, in Italien 2800 und in Frankreich 2622. Der Meisterschafts-Konzentrationsgrad ist also in den letzten 15 Jahren in der Bundesliga und der Premier League am höchsten. Eventuell ist dieser Meisterschafts-HHI kein gutes Maß für sportliche Ausgeglichenheit – die Frage ist dann aber, welches Maß denn besser ist und wieso. Ein einfaches Bauchgefühl nach dem Motto „Das kommt mir so vor“ oder „Das weiß man halt“ ist da irgendwie etwas dünn. Interessant wäre eventuell ein systematischer Vergleich von Wettquoten als Maß für Wahrscheinlichkeiten zu gewinnen oder zu verlieren, könnte doch mal jemand machen….

Die Frage ist zudem, wie wichtig die Ausgeglichenheit denn wirklich für die Zuschauer ist. Ist die Dominanz von Bayern München so bedrohlich, dass die Zuschauer das Interesse verlieren? Auch die Auswärtsspiele von Bayern München sind ja fast immer ausverkauft, obwohl die Wahrscheinlichkeit eines Sieges der Heimmannschaft deutlich geringer ist als im Heimspiel gegen einen x-beliebigen Tabellenneunten. Dabei ist das Spiel gegen den Tabellenneunten ja im Durchschnitt logischerweise viel ausgeglichener als eines gegen Bayern München. Oftmals wird die angeblich besondere Ausgeglichenheit der Bundesliga einfach behauptet und dann die hohen Zuschauerzahlen der Bundesliga als Beleg herangezogen, um zu demonstrieren, wie wichtig Ausgeglichenheit für das Zuschauerinteresse sei. So hatte z. B. auch das Handelsblatt am 3./4./5.5. im Sonderteil seiner Wochenendausgabe auf die guten Zuschauerzahlen in der Bundesliga verwiesen. Während in Deutschland im Schnitt 42100 Zuschauer jedes Bundesliga-Spiel besuchen (Angaben aus der Ausgabe des Handelsblatts), sind es in Spanien nur 25900, in England 35400, in Italien 23500 und in Frankreich 19700.

Ein Vergleich von durchschnittlichen Zuschauerzahlen sagt aber relativ wenig aus. Erstens finden in Deutschland in einer Saison nur 34 x 9 = 306 Ligaspiele statt, während es in Spanien und England 38 x 10 = 380 Spiele sind. Somit sehen in Deutschland 12,9 Mio. Zuschauer Erstligaspiele, in England dagegen sogar 13,4 Mio. und in Spanien 9,8 Mio. Leute. Somit haben die Ligen mit der höchsten Konzentration, gemessen durch den Meistschafts-HHI, absolut die meisten Zuschauer. Bezogen auf das Zuschauerpotenzial von 46 Mio. Einwohnern in Spanien und 55 Mio. Einwohner in England steht die Premier League mit einem Faktor on 1:4 sogar deutlich vor der Bundesliga mit 1:6,2, während die spanische Liga mit 1:5 dazwischen rangiert. Das Zuschauerpotenzial in der Bundesliga ist also noch keinesfalls ausgeschöpft und könnte durch die Aufnahme von zwei weiteren Vereinen (wie in den übrigen großen europäischen Ligen) erweitert werden.

Vor allem aber kann das Argument, dass eine Zentralvermarktung der TV-Rechte (dazu ggf. demnächst einmal mehr) notwendig sei, um die Ausgeglichenheit der Liga und damit das Zuschauerinteresse zu gewährleisten, nicht ohne Weiteres aufrecht erhalten werden. Gemessen am Zuschauerpotenzial ist das Zuschauerinteresse in England und Spanien sogar höher, trotz teilweise deutlich höherer Eintrittspreise. Zur Verteidigung der Zentralvermarktung sollten daher stichhaltigere Belege vorgelegt werden als das Gefühl, dass die Bundesliga irgendwie ausgeglichener sei als andere Ligen und das wiederum kausal für ein hohes Zuschauerinteresse sei.